Die Bedeutung der Ernährung bei der Thermoregulation
Pferde haben die Fähigkeit, sich natürlich an die Temperatur der Umgebung anzupassen. Wenn Pferde über längere Zeit niedrigeren Temperaturen ausgesetzt sind, wie im Winter, passt sich der Körper durch Thermoregulation an.

Die Körpertemperatur des Pferdes wird durch die Produktion von Wärme im Körper und die Abgabe von Wärme an die Umgebung reguliert. Wenn die Umgebungstemperatur sinkt, senden Rezeptoren, die unter anderem auf der Haut lokalisiert sind, Signale an den Hypothalamus. Diese Signale sorgen dafür, dass sich der Körper an die niedrigere Außentemperatur akklimatisiert. Die Haut sorgt dafür, dass so wenig Körperwärme wie möglich verloren geht, indem der Blutfluss zur Hautoberfläche verringert wird. Zusätzlich stellen sich die Fellhaare auf und halten Luft, um die Isolierung zu verbessern und Wärme zu speichern.
Körperwärme wird durch metabolische Prozesse im Körper erzeugt, einschließlich der Verdauung von Nährstoffen im Verdauungssystem. Die metabolischen Prozesse erfordern Energie aus der Nahrung, um dem Körper Wärme zu liefern. Daher steigen bei sinkenden Temperaturen die Nährstoff- und Futterbedürfnisse des Pferdes, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.
Raufutter enthält einen hohen Anteil an Fasern, die von Mikroorganismen im Verdauungssystem in flüchtige Fettsäuren umgewandelt werden. Die Fermentation der Fasern produziert Wärme, die dem Pferd von innen Wärme liefert, um die Körpertemperatur zu regulieren. Im Gegensatz zur Verdauung von Fasern liefert die Verdauung von Stärke aus Konzentraten wenig Wärme, da Stärke mithilfe von Enzymen verdaut wird und dieser Prozess nur wenig Wärme erzeugt. Es ist daher wichtig, dem Pferd im Winter ausreichend Raufutter zu geben. Da Raufutter die Grundlage der Ernährung bildet, wird empfohlen, 2 bis 2,5 % des Körpergewichts des Pferdes in Form von Raufutter zu verabreichen. Bei einem 500 kg schweren Pferd wären das zwischen 10 und 12,5 kg Raufutter pro Tag. Wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt, wird empfohlen, 10 bis 15 % zusätzliches Raufutter zu füttern, um die Regulation der Körpertemperatur zu unterstützen.
Studien haben gezeigt, dass die Futteraufnahme bei Wildpferden saisonal variiert. Im Winter ist weniger Futter verfügbar, da weniger Gras und Pflanzen wachsen, was die Futteraufnahme reduziert. Um die Körpertemperatur bei kälteren Temperaturen dennoch regulieren zu können, wird gespeichertes Körperfett abgebaut und als Energiequelle genutzt. Diese Reserven werden im Herbst aufgebaut, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist. Forschungen zeigen, dass die Futteraufnahme des Pferdes im Herbst im Vergleich zu anderen Jahreszeiten ansteigt, um Körperfett im Gewebe zu speichern, das während des Winters genutzt werden kann. Darüber hinaus hat man festgestellt, dass das Körpergewicht der Wildpferde je nach Saison schwankt und besonders im Winter stark sinkt. Es wird daher empfohlen, sicherzustellen, dass der Körperzustand (BCS) des Pferdes zu Beginn des Winters etwas höher ist als normal, um dem Pferd zusätzliche Reserven während des Winters zu bieten. Außerdem wird empfohlen, die BCS-Überwachung während des Winters zu intensivieren, um zu messen, ob der Energiebedarf des Pferdes mit der Ernährung übereinstimmt und Unter- oder Übergewicht zu vermeiden.
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